Therapeutische Apherese
Die Therapeutische Apherese subsumiert eine Gruppe spezieller Blutreinigungsverfahren. Dafür werden unterschiedliche maschinelle Behandlungsverfahren verwendet. Sie alle dienen der Entfernung krankheitserregender oder krankheitsunterhaltender Eiweiße, an Eiweiß gebundener Substanzen oder Zellen aus dem Blut.
Wir verwenden diese Verfahren bei Herz-Kreislauferkrankungen, die durch schwerste Fettstoffwechselstörungen verursacht sind (Lipoprotein-Apherese) und einer Reihe von Autoimmunerkrankungen der Niere, der Haut, des Nervensystems oder des Blutes (Immunadsorption oder Plasmaaustausch).
Die Verbindung zwischen Patient und Maschine erfolgt meist unter Verwendung der eigenen Venen. In der Regel werden diese Patienten interdisziplinär betreut, da mit der therapeutischen Apherese nicht nur Erkrankungen der Niere, sondern auch anderer Organe bzw. Organsysteme behandelt werden. Unsere Spezialisten sind eng mit nationalen und internationalen Fachgesellschaften verbunden und stehen für eine Therapie auf aktuellster wissenschaftlicher Basis.
Für einen therapeutischen Plasmaaustausch (TPE) werden Blutzellen und Blutplasma durch ein Filter- oder Zentrifugensystem voneinander getrennt. Das abgetrennte Plasma der behandelten Person wird entsorgt und durch Spenderplasma oder eine eiweißreiche Infusionslösung ersetzt.
So lassen sich krankheitserzeugende (oder defekte) Moleküle entfernen und Plasma oder Plasmabestandteile therapeutisch ersetzen. In aller Regel werden diese Behandlungen bei Patienten durchgeführt, die sich in stationärer Behandlung befinden.
Immer wieder können schwere und komplikationsreiche Fettstoffwechselstörungen auf rein medikamentöser Basis nicht ausreichend behandelt werden. Vor allem dann, wenn es bereits zu (wiederholten oder sehr frühen) Komplikationen in Form von Gefäßverschlüssen, Herzinfarkten oder Schlaganfällen gekommen ist.
In solchen Fällen kann die Lipoprotein-Apherese hilfreich sein. Je nach Entscheidung unserer Spezialisten stellen wir unterschiedliche Verfahren zur Verfügung, die mittels Filtration oder Adsorption krankheitserzeugende Lipoproteine aus dem Blut entfernen. Die Behandlungen finden in wöchentlichen Abständen statt und erstrecken sich in der Regel über einen längeren Zeitraum.
Neben dem Plasmaaustausch stehen uns weitere Verfahren zur Verfügung, mit denen sich das Immunsystem gezielter beeinflussen lässt. Anders als beim Plasmaaustausch lassen sich damit bestimmte Moleküle oder Molekülgruppen aus dem Blut entfernen, die Erkrankungsprozesse unterhalten bzw. beeinflussen. Bei der Immunadsorption werden dazu in der Regel Immunglobuline (Abwehreiweiße) entfernt.
Im Rahmen dieser Immunapherese können auch bestimmte Signalmoleküle aus dem Blut beseitigt werden. Die Verfahren zeichnen sich dadurch aus, dass im Gegensatz zum Plasmaaustausch kein Spenderplasma oder andere Ersatzlösungen benötigt werden. Zahlreiche Erkrankungen, die sich mittels Plasmaaustausch behandeln lassen, sprechen auch auf die Immunadsorption sehr gut an. Eine Immunadsorption kann relativ problemlos auch langfristig und ambulant erfolgen.
Seit den medialen Berichten über die Behandlung von Patienten, die an Langzeitfolgen einer COVID-19 Infektion, dem sog. Post-COVID Syndrom, leiden, hat in ganz Deutschland die Nachfrage nach Behandlungsverfahren der Therapeutischen Apherese stark zugenommen. Es werden dafür unterschiedliche Behandlungsverfahren diskutiert, bis heute existiert aber für keines dieser Behandlungsverfahren eine wissenschaftliche Datengrundlage. In unserem Zentrum bieten wir für Einzelfälle die Immunadsorption als Therapieverfahren an, insbesondere dann, wenn im Blut Autoantikörper nachweisbar sind. Bisher existiert aber weder ein klarer Beleg für die Bedeutung dieser Autoantikörper noch für die Wirksamkeit der Immunadsorption in diesem Zusammenhang. Wir halten es aber derzeit für den nachvollziehbarsten und selektivsten Therapieansatz.
Individuelle Heilversuche an unserem Zentrum werden von uns immer systematisch wissenschaftlich begleitet, um die Herstellung einer Datenbasis im Umgang mit diesen Behandlungsverfahren zu unterstützen. Wir sind Teil des Post-COVID Aphereseregisters der European Group – International Society for Apheresis.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie uns bitte unter apherese-vs@nzvs.de.